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Samstag, 31. Januar 2009
, 20:00
- 20:00
Kategorie: Konzert.
Hinzugefügt von: hillenbr
»Prélude à l’après-midi d’un faune« war ein Wendepunkt in der Entwicklung zur modernen Musik. Stéphane Mallarmés Hirtengedicht »Der Nachmittag eines Fauns«, das sich möglicherweise auf ein Gemälde François Bouchers bezieht und 1876 erstmals mit einer Illustration Édouard Manets erschienen war, regte Claude Debussy zu seiner Komposition an. Die am 22. Dezember 1894 in Paris uraufgeführte sinfonische Dichtung gilt als ein Hauptwerk des musikalischen Impressionismus. »Französische Musik«, schrieb Debussy, »das heißt Klarheit, Eleganz, einfache und natürliche Deklamation. (…) Man muss die Musik von allem gelehrten Schwulst befreien. Die Musik muss mit Bescheidenheit danach trachten, Freude zu bereiten.« Er wolle seine Musik »niemals in eine zu korrekte Welt einschließen«, sondern »etwas, bei dem die Handlung irgendwie dem Ausdruck seelischer Empfindungen unterworfen würde, der bis ins Letzte ausgekostet wird.« Debussy schaffte mit seiner gerade mal 10 Minuten dauernden Komposition den künstlerischen Durchbruch.
Während Debussy Ende des 19. Jahrhunderts ein heimischer französischer Wind um die Ohren wehte, war es beim Tschechen Antonín Dvo?ák ein amerikanischer. Denn der in der Nähe von Prag geborene Komponist folgte 1892 der Einladung, dem New Yorker Conservatory of Music als Direktor vorzustehen. Seine Eindrücke in der Neuen Welt verarbeitete er u.a. in seiner berühmten 9. Sinfonie. Die letzte seiner »amerikanischen« Kompositionen war das Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104. Jedoch vermisste Dvo?ák seine gewohnte Umgebung, was an der Verwendung unverkennbar böhmischer Tanzfloskeln zu erkennen ist. Das Finale des eigentlich bereits vollendeten Werkes arbeitete er zu Hause in Böhmen noch einmal um. Das Konzert gilt heute als Paradestück für jeden Cellisten. Der Franzose Gautier Capuçon wird es im Konzerthaus interpretieren. Ein knappes Jahrhundert später machte sich auch Béla Bartók auf dem Weg nach Amerika. Jedoch nicht freiwillig, sondern als Flüchtling vor dem Faschismus. Überschattet war Bartóks erste Zeit im Exil von seiner schlimmen Krankheit, der Leukämie. 1943 komponierte er während eines Erholungsurlaubes das Konzert für Orchester: »Ein ziemlich langes Werk, es dauert ungefähr 40 Minuten, hat fünf Sätze. Den ganzen September habe ich viel daran gearbeitet, ohne dass es meiner Gesundheit geschadet hätte.« Ein Jahr später fand die Uraufführung in Boston unter der Leitung von Sergej Koussewitzky statt. Ein Klagegesang bildet das Herzstück der Komposition.
Wie setzen Gautier Capuçon, der als Solist bereits weltweit mit führenden Orchestern und Dirigenten arbeitete und Marc Piollet, alleiniger Preisträger beim Dirigenten-Forum des Deutschen Musikrates 1995, diese Kompositionen um? Capuçon sagt von sich, dass er Musik als sein »Lebenselixier« betrachte. Und über Piollet schrieb der Kritiker Frederik Hanssen von einiger Zeit, dass dieser bei Mahlers 9. Sinfonie eine »spannende Story aus dem prallen Leben« zu erzählen wisse. Zwei Musiker also, die es vermögen, den Ausdruck »bis ins Letzte« auszukosten.
Ort: Konzerthaus Berlin, Großer Saal
URL: http://www.konzerthaus.de/
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